Sitzung: 11.04.2025 Gemeinderat
Sachverhalt:
(zuletzt Sitzung am 13.03.2024, lfd.Nr. 605)
Forsttechniker Oswin Loster gibt einen Rückblick auf das Jahr 2024:
„2024 war für den Wald
ein gutes Jahr, für den Forstbetrieb aber nur mäßig. Die anhaltend feuchte
Witterung und die regelmäßigen Regenperioden haben unseren Waldbäumen gutgetan.
Der Wald hat sich etwas von den letzten Trockenjahren erholt.
Aufgrund der
anhaltenden Niederschläge im Frühjahr und Sommer konnten aber einige der geplanten
Durchforstungen und Arbeiten nicht durchgeführt werden. Die Schäden an den
Waldböden durch das Holzrücken und die zu erwartenden Schäden an den Waldwegen durch
die Holzabfuhr wären sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich unvernünftig
gewesen. Die Reparatur der Schäden hätten den zu erwartenden Gewinn beim
Holzverkauf zum Großteil wieder beansprucht. Bei der Durchforstung in der Abteilung
Atzmann mussten die Arbeiten aufgrund der Nässe zweimal über Wochen hinweg
unterbrochen werden..
1. Holzeinschlag:
Für das
Forstwirtschaftsjahr 2024 war ein Einschlag von 5.400 fm geplant. Tatsächlich
wurden 4.724 fm eingeschlagen, also 676 fm weniger als geplant. 44% des
Einschlages, also 2.080 fm, gehen auf das Konto von Buchdrucker und
Kupferstecher. Vor allem in den Steilhängen der Abteilungen Brölberg und
Kohlwald hat der Borkenkäfer wieder massive Schäden verursacht. Dort ist auch
die Aufarbeitung - und damit auch die Kosten - besonders aufwendig. Aber auch
in den Abteilungen Hüttenberg, Atzmann, Bubenhecke und Bodenwald hatten wir
Befalls-Nester auszuräumen.
Der Einschlag 2024
verteilt sich folgendermaßen auf die einzelnen Nutzungsarten:
·
Altdurchforstung: 1.997 fm
·
Jungdurchforstung: 2.652 fm
·
Jungwuchspflege: 75 fm
Die Unterscheidung des
Einschlages nach Baumarten sieht folgendermaßen aus:
Der größte Teil mit
63,8 % entfällt auf die Fichte, gefolgt von der Kiefer mit 15,5 %. Die Buche
ist mit 10,7 % und die Lärche mit 3,8 % am Einschlag beteiligt.
Der Anteil des
NH-Holzes liegt bei 6,2 %. NH Holz ist eingeschlagenes Holz, das nicht
verwertbar ist und im Wald liegen bleibt. Die Menge wird für jede einzelne
Einschlagsmaßnahme separat geschätzt und liegt im Durchschnitt bei +- 5 % der
verwertbaren Masse.
Die Nachfrage der
Schneeberger Bürger nach Polterholz war 2024 durchschnittlich hoch, rund 288 fm
des angefallenen Buchen-Industrieholzes und 21 fm Nadel-Industrieholz wurden als
Polterholz an Schneeberger Bürger verkauft.
Kulturen:
Um unser
Ökopunktekonto für kommende Baumaßnahmen wieder aufzufüllen wurde in der Abteilung
"Alter Wald" eine ökologische Ausgleichsfläche angelegt. Auf einer
Fläche von ca. 1,4 ha wurden die ca. 60jährigen Fichten komplett entfernt,
eingezäunt und mit 5.600 Eichen, 700 Winterlinden, 700 Hainbuchen, 160 Roterlen
und 125 Ebereschen bepflanzt. Dort wird künftig ein naturnaher,
standortsgerechter, klimastabiler und strukturreicher Laubholzbestand
aufwachsen.
Des Weiteren wurden
900 Eichen, 500 Esskastanien, 100 Spitzahorn und 950 Douglasien gepflanzt.
Damit wurden vor allem die entstandenen Windwurf- und Käferlöcher ausgepflanzt,
aber auch Nachbesserungen in bestehenden Kulturen vorgenommen.
Wegeunterhaltung:
Auch bei der
Wegeunterhaltung hat uns die dauerhaft nasse Witterung ausgebremst. Zum
Beispiel konnte die für das Frühjahr vorgesehene Sanierung des
"Schollenweg" erst Mitte November angegangen werden. Auch wenn wir im
Laufe des Sommers immer wieder mal zwei Wochen niederschlagsfrei waren, stand
dort durchgängig das Wasser in den Fahrspuren. Die geplante Verbreiterung von
vorhandenen Rückegassen in der Abt. Winterberg konnten auch nicht durchgeführt
werden. Es wäre eine Schlammschlacht geworden.
Forsthaushalt:
Der Forstbetrieb kann
für das Jahr 2024 einen Gewinn von ca. 25.000,- Euro vorweisen. Damit liegen
wir rund 24.800,- € über dem geplanten Ergebnis.
Herzlich begrüße ich an dieser Stelle noch einmal Herrn Paul Bauer in unserer Runde, der die Nachfolge von Herrn Benedikt Speicher angetreten hat. Er ist nun als Abteilungsleiter am Forstamt Miltenberg zuständig für den Wald in Schneeberg. Er hat uns schon bei der Verwirklichung unserer Ökopunkte-Fläche tatkräftig unterstützt und ich freue mich auf eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit.“
Diskussionsverlauf:
3. Bgm. Wöber hätte gerne die Unterlagen vor der Sitzung gehabt, um sich besser vorbereiten zu können. Er fragt FT Oswin Loster nach dem liegenden, alten Stamm- und Industrieholz.
FT Oswin Loster antwortet, dass nur noch wenig an altem Polterholz liegt, der Rest ist verkauft oder in Besitz der Fa. TecForst.
3. Bgm. Wöber sagt, dass uns die Hecken zu schaffen machen, weil diese überhand nehmen. Bei den neuen Bepflanzungen in Einzelschutz sieht man die Bäume nicht mehr und fragt, ob man das nicht besser pflegen und ausmähen kann. Wenn die Hecken hochwachsen, dann sei das ein Wildsauparadies. Es wäre besser, die Flächen nachhaltig zu begleiten. Die Hüllen sollen sauber stehen, denn diese kosten Geld, ebenso die Pflanzen.
Forstrat Paul Bauer informiert, dass wir noch einen hohen Fichtenanteil haben. Die Kulturen werden in der Regel einmal im Jahr durchgemäht, aber das könnte nicht reichen, es müsste dann zweimal/Jahr gemäht werden. Da wir begrenzte Kapazitäten haben, können wir nur die notwendigen Flächen bearbeiten. Oft braucht man nicht mehr freischneiden, weil die Bäume schon über den Brombeeren stehen. Zuletzt habe man am Wasserwerk ausgemäht, dort sah man deutlich, dass die Bäume hoch genug sind, dass nicht mehr gemäht werden muss.
3. Bgm. Wöber spricht die Hüllen an, die nicht kompostierbar sind, und fragt, ob diese im Wald bleiben.
FT Oswin Loster sagt, dort wo wir an die Hüllen heran kommen, bauen wir diese ab und verwenden diese wieder.
Forstrat Paul Bauer bestätigt dieses.
FT Oswin Loster ergänzt, dass wir nicht alle Kahlflächen kurzfristig neu bepflanzen können, wenn uns der Borkenkäfer dermaßen überrollt.
Forstrat Paul Bauer sagt, wenn sich das Kronendach wieder schließe, würde der Brombeerbestand auch wieder zurückgehen.
GR Haas sagt, dass alle umliegenden Kommunen im Wald Probleme mit dem Borkenkäfer haben und ob man sich nicht zusammentun könne. Für die Waldarbeit würde man mit teuren Dienstleistern zusammenarbeiten, könnten wir dafür besser eigene Waldarbeiter holen? Wenn man die Kommunen zusammen nehmen würde, könnte dann einer die Vorhut machen und die Arbeiter beschaffen. Vielleicht sei es möglich, dass Forstrat Paul Bauer Einfluss darauf nehmen kann.
1. Bgm. Repp erwähnt, dass es ein Fördertopf gibt, mit dem kommunalübergreifende Arbeit gefördert werden kann.
Forstrat Paul Bauer befürwortet die Zusammenarbeit mit den Kommunen, es fehlt aber eine Forstbetriebsgemeinschaft. Er zählt auf, welche Forstbetriebsgemeinschaften vorhanden sind, allerdings sind die bestehenden Forstbetriebsgemeinschaften ausgelastet. Für einen Beitritt muss die Absicht verkündet werden, damit das Personal aufgestockt werden kann. Es wäre gut, wenn Amorbach mit dabei wäre. Allerdings wäre das mit hohen Kosten verbunden.
GR Haas sieht die privaten Dienstleister, die für Pflanztätigkeiten außerdeutsche Arbeiter anstellen.
Forstrat Paul Bauer gibt zu bedenken, wenn Leute angestellt werden, müssen diese jedoch auch ganzjährig ausgelastet sein, besonders schwierig ist die Beschäftigung im Sommer. Außerdem findet man kaum noch Leute. Die Stadt Miltenberg bildet aktuell wieder aus.
GR Grimm fragt, ob die Ausbildungsstellen auch alle besetzt sind.
Forstrat Paul Bauer antwortet, dass 2 von 3 Stellen besetzt sind.
Forstrat Paul Bauer schlägt vor, da ein gemeinsamer Arbeitstrupp eine gute Sache wäre, sollte man das mal ansprechen und auf die Kommunen, wie z. B. Kirchzell und Amorbach zugehen, die große Flächen haben.
1. Bgm. Repp will es bei nächster Gelegenheit in der Odenwald-Allianz ansprechen.
GR Ort spricht die Waldwegeunterhaltung an und wie das Wasser im Wald gehalten wird. Er meint, dass durch Verbesserungsmaßnahmen flächiger im Wald verteilt werden kann.
1. Bgm. Repp weiß, dass im Winterberg von Hambrunn herunter die Gräben ausgebaut und Rinnen gezogen wurden. Diese Maßnahmen sollen dort vorangetrieben werden, wo viel Wasser läuft.
Forstrat Paul Bauer hält es dann für sinnvoll, falls im Zuge der Instandsetzung mal ein Bagger im Einsatz ist. Auch könne man für den Zweck der Wasserhaltung ein Feuchtbiotop anlegen, wenn der Boden geeignet ist.
GR Ballweg fragt FT Oswin Loster nach der Straßensicherung Richtung Hambrunn. Unterhalb der Familienkapelle sind auf einigen Flurstücken alle Bäume kaputt, das gleiche Problem gibt es oberhalb vom Schützenhaus.
1. Bgm. Repp hat diesbezüglich einen Eigentümer angesprochen, damit dieser Jemanden mit der Aufarbeitung beauftragt.
FT Oswin Loster informiert zu diesem Thema, dass zweimal im Jahr eine Begehung mit der Straßenmeisterei stattfindet, dann wird der Nachweis über die Entfernung von Bäumen gemacht. Die Privatwaldbesitzer werden angeschrieben, wenn auf ihren Grundstücken gefährliche Bäume stehen.
Forstrat Paul Bauer ergänzt, dass bei „Gefahr in Verzug“ die Gemeinde sofort tätig wird und die Leistung nachberechnen kann.
3. Bgm. Wöber fragt, was mit der Brandfläche ist. Kann man da mal durchschauen, damit Personen auf dem Wanderweg nicht gefährdet werden.
Forstrat Paul Bauer sagt, dass die Gemeinde nicht verpflichtet ist, sie ist aus der Verkehrssicherungspflicht raus. Tote Bäume neben dem Weg müssen nicht beseitigt werden.
1. Bgm. Repp erwidert, dass wir eine Wanderregion sind, daher sollten die Wege schon frei sein.