Sachverhalt:
(zuletzt Sondersitzung
des Gemeinderates am 22.04.2021)
Auf die
nichtöffentliche Videokonferenz aller Mitgliedskommunen der Odenwald-Allianz am
22.04.2021 wird Bezug genommen.
Die ambulante
ärztliche Versorgung ist ein wichtiger Faktor für die Attraktivität von
Gemeinden, v.a. in ländlichen Regionen. Daher bemühen sich zunehmend Kommunen
um konstruktive Lösungen. Die Odenwald-Allianz arbeitet bereits seit dem Jahr
2015 an dieser Thematik und erarbeitete das Gesundheitskonzept „Campus GO – smarte
Gesundheitsregion Bayerischer Odenwald“. Ziel des Konzeptes ist die
Verbesserung der Arbeitsbedingungen aller in den Gesundheitsberufen
Beschäftigten, die Minderung von deren Arbeitsbelastung, die Steigerung von
Effizienz und die Sicherung der Qualität durch systematische und digital
unterstützte Kooperationen, auch mit Pflegediensten und –heimen. Ergänzend zu
den GKV-Leistungen sollen Leistungen aus dem Bereich der Prävention, der
Sportmedizin und der Arbeitsmedizin (die betriebsärztliche Versorgung der
öffentlichen Verwaltungen und der KMU der Region) angeboten werden, auch um die
Attraktivität der entsprechenden Praxen zu fördern.
Die ambulante
ärztliche Versorgung wird sich in den nächsten Jahren spürbar verändern. Damit
Kommunen eine patientenorientierte hausärztliche Versorgung sicherstellen
können, müssen geeignete Rahmenbedingungen geschaffen werden. Denn um
ausreichend ärztlichen Nachwuchs gewinnen zu können, muss die hausärztliche
Tätigkeit Freude machen. Dazu müssen die Bedürfnisse der jungen Ärztegeneration
ausreichend Berücksichtigung finden. Das Genossenschaftsmodell der DIOMEDES tut
dies konsequent. Besonders wichtig sind dabei die vielfältigen
Gestaltungsoptionen für die ärztliche Arbeit in der Genossenschaft. Wichtige
Eckpunkte sind unterschiedliche Anstellungsoptionen – auch in Teilzeit –, die
konsequente Entlastung von Bürokratie, die Beseitigung wirtschaftlicher Risiken
sowie die Möglichkeit, in einem Ärzteteam zu arbeiten und sich fachlich
austauschen zu können. Das Modell ist auch für Ärzte interessant, die eine
Nachfolgelösung für ihre Praxis suchen. Nicht zuletzt schafft es für das
Assistenzpersonal einer Praxis neue Entwicklungsperspektiven. Der Betrieb von
Arztpraxen findet im zulassungsrechtlichen Rahmen eines oder mehrerer Medizinischen
Versorgungszentren statt (§95 SGB V).
Genossenschaften
sind eine innovative Form organisierter bürgerschaftlicher und
unternehmerischer Selbsthilfe. Obwohl die genossenschaftliche Idee auf eine
lange Tradition zurückblickt, hat sie an Aktualität nicht verloren. Denn die
Grundideen der Genossenschaft, Solidarität und gleichberechtigte Mitbestimmung
gewinnen in der heutigen Zeit zunehmend an Bedeutung. Friedrich Wilhelm
Raiffeisen, einer der Gründerväter der Genossenschaften, wird in Beschreibung des
Wesens der Genossenschaften mit den Worten zitiert: „Was dem Einzelnen nicht
möglich ist, das vermögen viele“.
Das
Genossenschaftsmodell ist zwar primär für den hausärztlichen Bereich entwickelt
worden, schließt jedoch die mögliche Beteiligung anderer Facharztgruppen ein.
Finanzielle Konsequenzen:
Die Kommunen der
Odenwald-Allianz beteiligen sich als Mitglied mit einer Einlage (Geschäftsanteil)
in Höhe von 1.000 € an der Genossenschaft.
Für die
Verbindlichkeiten der Genossenschaft haftet den Gläubigern nur das Vermögen der
Genossenschaft (§2 GenG). Nachschusspflichten werden durch die Satzung der
Genossenschaft ausgeschlossen (§105 Abs. 1 Satz 1 GenG).
Über die Einlage
hinausgehende Zahlungen bedürfen grundsätzlich weiterer Beschlüsse.
Personelle Konsequenzen:
Keine.
Beschluss:
Der Gemeinderat beschließt, dass der Markt
Schneeberg Gründungsmitglied einer eingetragenen Genossenschaft mit einem
Geschäftsanteil in Höhe von 1.000 € wird, deren vorrangiges satzungsgemäßes
Ziel die Mitwirkung bei der Sicherung der hausärztlichen Versorgung im Bereich
ihrer Mitglieder sein wird.
Diskussionsverlauf:
GR Berberich begrüßt die Gründung der Genossenschaft, zum Wohl von uns allen. Dadurch wird die Versorgung bei uns auf dem Land dauerhaft gesichert. Eine Genossenschaft als Träger hat das Gemeinwohl im Sinn, nicht den wirtschaftlichen Zweck einer Kapitalgesellschaft.
1. Bgm. Repp sieht den Vorteil des Angestelltenverhältnisses für die Ärzte. Wichtig ist, dass die Infrastruktur stimmt und dass auch die Partner der Ärzte im Landkreis Miltenberg eine passende Anstellung finden. Eine gute Vereinsstruktur und alle Schulangebote sind vorhanden.
GR Berberich dankt Peter Schmitt, dem Allianzsprecher
der Odenwald-Allianz, der einen großen Teil dazu beigetragen hat.
1. Bgm. Repp bestätigt, dass es ein Verdienst von Peter Schmitt ist. Dieses Modell gibt es in ganz Bayern noch nicht. Er lobt den heutigen Zeitungsbericht im Bote-vom-Untermain über die Gründung der Genossenschaft. Der Schneeberger Allgemeinarzt Andreas Hickmann hat sich bereit erklärt in eine Sitzung zu kommen und dem Gemeinderat über seine Situation zu berichten.