Sachverhalt:

(zuletzt Sitzung am 04.03.2020, lfd.Nr. 1077)

 

FT Oswin Loster gibt einen Rückblick auf das Jahr 2020:

 

1. Holzeinschlag

Für das Forstwirtschaftsjahr 2020 war ein Einschlag von 4.950 fm geplant. Tatsächlich wurden 4.958 fm eingeschlagen. Diese Punktlandung ist angesichts der angefallenen Schadholzmengen aber reiner Zufall.

 

Im letzten Jahr wurden nur drei der geplanten neun Hiebsmaßnahmen durchgeführt. Im Januar und Februar lief der Verjüngungshieb in der Abt. Mühlberg und wir konnten das dort angefallene Buchenstammholz zu einem recht guten Preis verkaufen. Darauf folgte noch eine kleinere Jungdurchforstung in der Abt. Gottesberg, bei der wir das von den Schneeberger Bürgern bestellte Polterholz aufgearbeitet und zurechtgelegt haben.

 

Da wir noch einen unerfüllten Vorvertrag mit akzeptablen Holzpreisen bei Kiefer PZ offen hatten, wurde dann im Oktober noch eine geplante Durchforstung in der Abt. Hüttenberg durchgeführt.

 

Am 9. Februar erreichte das Sturmtief "Sabine" unseren Gemeindewald. Auch wenn dieser nicht so heftig war wie andere Stürme in der Vergangenheit, hatten wir doch ungefähr 550 fm Windwurf zu verzeichnen. Dies vornehmlich auf den Hochebenen in Hambrunn, Neudorf und Beuchen und natürlich hauptsächlich bei der Fichte.

 

Noch schlimmer erwischte uns der plötzliche Schneefall am 27. Februar. Innerhalb von wenigen Stunden sorgte der Nassschnee in den mittleren Lagen für einen Anfall von rund 750 fm Schneebruch. Besonders waren davon die Abteilungen Heideberg, Mühlberg und Brölberg betroffen. Auch hier hatten wir vor allem Anfall von Fichte aber auch die Kiefer war mit geschätzten 25% an der Masse beteiligt. Die Aufarbeitung dieses Schadholzes beschäftigte uns mehrere Wochen. Vor allem die Holzrückung in den Steillagen war sehr kostenintensiv, zumal auch alles Ast- und Gipfelmaterial für den Hacker an die Wege gebracht werden musste.

 

Das Frühjahr war recht kühl und es regnete immer mal wieder. Leider wurde es dann doch ab Mitte Juni sehr trocken und recht warm und im Sommer und Herbst mangelte es am dringend benötigen Niederschlag. Die in den vorangegangenen Trockenjahren geschwächten Bäume haben nun weiter gelitten und es zeigte sich wieder massiver Borkenkäferbefall in unseren Fichtenbeständen. Wir waren den Rest des Jahres durchgehend damit beschäftigt, dem Borkenkäfer hinterher zu laufen.

 

Auch die Buche zeigt mittlerweile ausgeprägte Schadensbilder der Trockenheit. Gerade unsere ältesten und stärksten Buchen sterben in manchen Lagen von der Krone her ab. In manchen Beständen haben wir sogar schon komplett abgestorbene Altbäume. Besorgniserregend ist inzwischen auch der zunehmend schlechte Zustand bei unserer Hauptbaumart, der Kiefer. Der rasant ansteigende Anteil von Dürrholz in unseren Kiefernbeständen ist erschreckend. Auch macht uns der Lärchenborkenkäfer zunehmend Probleme.

 

Von den im letzten Jahr eingeschlagenen 4.959 fm entfallen:

2.334 fm auf geplante Hiebsmaßnahmen,

1.325 fm gehen auf das Konto der Borkenkäfer,

750 fm Schneebruch und

550 fm Sturmwurf.

Alles in allem beziffert sich der Anfall des Schadholzes auf 2.625 fm und damit auf 53% des Gesamtanfalles.

 

Der Einschlag 2020 verteilt sich folgendermaßen auf die einzelnen Nutzungsarten:
            Verjüngungsnutzung:  1.424 fm         

            Altdurchforstung:        1.707 fm         

            Jungdurchforstung:     1.496 fm         

            Jungwuchspflege:       331 fm

 

Die Unterscheidung des Einschlages nach Baumarten sieht folgendermaßen aus:

Der größte Teil mit 46,6% entfällt auf die Fichte, gefolgt von der Buche mit 21,5%. Die Kiefer ist mit 18,4% und die Lärche mit 5,5% am Einschlag beteiligt. Der Anteil des NH-Holzes liegt bei ca. 8,9%. Dieser recht hohe Anteil dieses nicht verwertbaren Holzes ist der aktuellen Lage auf dem Holzmarkt geschuldet. Industrieholz ist im Moment kaum zu verkaufen und wir waren gezwungen, einen Teil dieses Sortimentes zu hacken, um dem Borkenkäfer keinen zusätzlichen Brutraum zu bieten.

 

Pflanzung

2020 wurden im Schneeberger Gemeindewald 2.900 Pflanzen gesetzt, 2.400 Eichen und 500 Stück Edellaubholz (Esskastanie, Ahorn, Linde und Kirsche). Damit wurden entstandene Windwurf- und Käferlöcher wieder aufgeforstet. Dafür entstanden Kosten in Höhe von 4.880 €. Alle Bäumchen wurden mit Verbissschutz versehen, was Kosten in Höhe von 9.800 € verursachte.

 

Inzwischen ist es recht schwierig, passendes Pflanzenmaterial zu bekommen. Die große Nachfrage sorgt für Engpässe, die sich wohl auch in den nächsten Jahren fortsetzen werden.

 

Wegeunterhaltung

Der Atzmannweg, Hüttenbergweg, Gotthardweg und Sommerbergweg wurden entweder ganz oder auf Teilstrecken gegrädert und geschottert und die Wendeplatte des Rippberger-Weges mit Schotter befestigt. Die Kosten für die ca. sechseinhalb Kilometer belaufen sich auf rund 10.400 €.

 

In der Abteilung Hüttenberg wurden Rückewege mit einer Gesamtlänge von 800 Meter verbreitert. Dafür entstanden Kosten in Höhe von ca. 1.010 €. Des Weiteren wurden für 810 € einige neue Sperrschilder für die Waldwege beschafft. Bei den meisten Waldwegen hat der Bauhof mit dem gemeindeeigenen Schlepper die Seitenstreifen gemulcht. Um Kosten zu sparen wurde darauf verzichtet, die berg- und talseitigen Böschungen von einem Unternehmer mulchen zu lassen. Insgesamt wurden für Forstwege und Erschließung ca. 12.300,- € aufgewendet, also 7.700 € weniger als ursprünglich geplant.

 

Die mittlerweile benötigte "Holzabfuhr just in time" setzt voraus, das bereitgelegtes Holz zu jeder Zeit und Witterung abgefahren werden kann. Dazu ist ein entsprechend ausgebautes Wegenetz nötig. Eine konsequente Instandhaltung unserer Waldwege ist wichtig und sinnvoll, damit uns die hohen Kosten von Instandsetzungen erspart bleiben. Auch im Hinblick auf die zunehmende Waldbrandgefahr durch den Klimawandel ist es wichtig, ein solides Waldwegenetz zu haben.

 

Forsthaushalt

Das im Haushaltsplan 2020 prognostizierte Defizit des Forstbetriebes in Höhe von 32.500 € konnte durch Einsparungen und höherer Zuschüsse für die Bekämpfung rindenbrütender Insekten, Wiederaufforstung und Gemeinwohlausgleich auf kalkulierte 16.300,- € gemildert werden. Nach dem dritten Trockenjahr in Folge wird der Waldbau zum Großteil nur noch von den Schadereignissen bestimmt. Notwendige Durchforstungen können aufgrund der niedrigen Holzpreise momentan meist nicht einmal kostendeckend erledigt werden. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Auswirkungen des Klimawandels in den nächsten Jahren verlangsamen und sich der Holzmarkt wieder stabilisiert. Das wichtigste ist, den Wald mit all seinen Funktionen für die nächsten Generationen zu erhalten und den Gemeindewald zukunftssicher umzubauen. Dies wird uns in den nächsten Jahren oder sogar Jahrzehnten vor eine große Herausforderung stellen.       

 

Besonders bedanken möchte ich mich auch bei Herrn Speicher für die vorbildliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit.“

 

Forsttechniker Oswin Loster hat den Gemeinderatsmitgliedern eine graphische und tabellarische Übersicht zu seinen Ausführungen ausgeteilt.


Diskussionsverlauf:

GR Kiel fragt, warum Industrieholz geschreddert und das Holz in den Wald geblasen wird, obwohl derzeit die Preise für Schnittholz (Bretter, Latten, Spanplatten) durch die Decke gehen.

FT Oswin Loster erklärt, dass wir für Borkenkäferholz ein Zuschuss bekommen und es darf kein brutfähiges Rohholz im Wald liegen bleiben. Außerdem ist ein Problem, dass im letzten Sommer kein Holz abgefahren wurde. Die Sägewerke sind voll und unser Problem ist, dass die Preise hier noch nicht angezogen haben. Wie sich die nächsten Monate entwickeln, hängt davon ab, ob sich der Borkenkäfer vermehrt.

 

3. Bgm. Wöber erinnert an den Sturm „Wiebke“. Das Thema ist nicht neu und läuft schon seit 20 Jahren. Eine Besserung sei nicht in Sicht. Der kommunale Wald ist ein Wirtschaftswald, eine Wasserknappheit deutet sich an und man weiß nicht, wie es sich weiterentwickelt. Bezüglich des Holzeinschlages macht er sich als Privatmann Sorgen, wie man an steilen Lagen einen Neuaufbau machen kann. Er findet es inakzeptabel, dass Rückewege zu eng beieinanderliegen, dies habe der ehemalige Forstrat Adamek bereits bemängelt. Zudem fahren sehr schwere Maschinen durch den Wald, die den Boden verdichten und den Bodenaufbau zerstören. Er fragt, wie man das verbessern könne. In Hambrunn wurde durchforstet und starkes Holz zusammengeschoben. Dieses Holz hätte man früher gerne genommen und jetzt bleibt es im Wald liegen. Außerdem hat er beobachtet, dass nah am Weg Buchen geschält wurden und fragt nach, warum dies so nah am Weg gemacht wird.

Er hat den Eindruck, dass der Forst der Kommune insgesamt schlecht läuft, die guten Erträge aus der Vergangenheit sind vorbei. Als Gemeinderat möchte er sich gerne die Zahlen näher ansehen. Es muss ein anderes Verständnis für den Wald entstehen, Maßnahmen sollten mehrgleisig laufen und er wünscht sich eine schnelle Wiederaufforstung, bevor der „Holler“ hochwächst.

 

Forstrat Speicher erläutert, dass der Wald viele Funktionen hat. Momentan erfolgt der Umbau des Waldes weg von der Fichte. Es erfolgen derzeit massive Eingriffe wegen des Klimawandels. Der Hieb sieht zwar „brutal“ aus, aber das war jetzt notwendig, um die Eichen freizustellen. Außerdem wird beobachtet, dass auch alte Buchen absterben. Diese können nicht stehen bleiben, bis Schäden entstehen. Daher wird jetzt die neue Buchengeneration eingebracht, die Licht braucht. Es ist ein Dilemma, dass im Umbau jetzt Gas gegeben werden muss, sonst wächst im Schatten nichts. Zum Einwand der eng zusammenliegenden Rückegassen gibt er seinem Vorgänger Adamek recht. Bezüglich der schweren Maschinen gibt er zu bedenken, dass im Vergleich zu großen Maschinen kleine „Bulldogs“ spezifisch mehr Druck pro qm aufbringen. Das Problem ist die Akkordarbeit bei schlechtem Wetter, wenn die Maschinen Wege und Boden aufwühlen. Grundsätzlich ist die Strategie in Schneeberg mit einer bewährten Firma gut, die auch auf Sicherheit und Schutzausrüstung achten. Klar ist, dass man auf den Boden achten muss.

Im Rahmen des Waldumbaus werden verschiedene Baumarten ausprobiert. Mit der Esskastanie gibt es schon Erfahrungen, bei exotischen Bäumen sei man eher vorsichtig. Es werden noch weitere Baumsorten angesprochen und wirtschaftliche Varianten beachtet.

 

Auf die Frage von GR Zipp, warum das Fichtenholz gehäckselt und nicht den Bürgern zum Selbstholen angeboten wird, erklärt Herr Speicher, dass nur Käferholz gehäckselt wird. Bei Interesse könnte es auch als Brennholz verkauft werden, aber es müsste dann sehr zeitnah abgeholt werden, damit das Holz nicht lange liegen bleibt und der Käfer sich verbreitet. Erfahrungsgemäß besteht aber eher Interesse an ganzen Stämmen oder nur Laubholz. Polterholz wird nur auf Bestellung in der geforderten Menge gemacht, nicht auf Vorrat.

1. Bgm. Repp ergänzt, dass wir Zuschüsse für Käferholz bekommen. Das Restholz darf dann nicht verkauft werden.