Sitzung: 04.03.2020 Gemeinderat
Sachverhalt:
(zuletzt Sitzung am 15.03.2019, lfd.-Nr. 901)
1. Bgm. Kuhn begrüßt
Forstrat Speicher und Forsttechniker Loster. Die Mitglieder des Gemeinderates
haben, im Rahmen der Einladung, eine Übersicht
über den Jahresrückblick des Forstwirtschaftsjahres 2019 erhalten.
Forsttechniker Oswin Loster berichtet über das Ergebnis des Forstwirtschaftsjahres 2019:
1. Holzeinschlag
Im Herbst 2018 war der Forst noch guter Dinge, alle Käferlöcher im Revier gefunden und im Griff zu haben. Im Laufe des Winters 2018/2019 zeigte sich aber, dass der Käferbefall um einiges schlimmer war als befürchtet. Es tauchten immer mehr betroffene Fichten auf, sowohl in den bereits vorhandenen Flächen, aber auch an Beständen, an denen bisher noch keine Borkenkäfer zu erkennen waren. Im Januar und Februar war man nur damit beschäftigt, die im ganzen Revier verteilten Befalls Herde auszuräumen.
Im März fegte eine Serie von Sturmtiefs über uns und der Forst musste erneute das komplette Revier durcharbeiten und Windwurf einsammeln. Bereits ab Mai zeigte sich dann wieder zunehmend neuer Borkenkäferbefall. Inzwischen waren auch die Holzpreise soweit eingebrochen, dass das zeitaufwendige Sammeln und Aufarbeiten der Käferfichten teilweise nicht mehr kostendeckend zu machen war.
Da der Preis für Lärchenholz einigermaßen stabil geblieben war, begann der Forst im August mit einer größeren Durchforstung in der Abteilung Stutz mit hohem Lärchenanteil. Diese Durchforstung brachte uns einen Großteil der Einnahmen im letzten Jahr. Für das Forstwirtschaftsjahr 2019 war ein Einschlag von 4.700 fm vorgesehen, tatsächlich wurden 4.677 fm eingeschlagen. Unter diesen Umständen eine eher zufällige Punktlandung.
Der Einschlag 2019 verteilt sich folgendermaßen auf die einzelnen Nutzungsarten:
Die Unterscheidung des Einschlages nach Baumarten sieht folgendermaßen aus:
Der größte Teil mit 46,6% entfällt auf die Fichte, gefolgt von der Lärche mit 22%.
Die Kiefer ist mit 18,8%, die Buche ist mit 5,5% und die Eiche mit 1,8% am Einschlag beteiligt.
Der Anteil des NH-Holzes (nicht verwertbares Holz) liegt bei ca. 5,3%.
Die Aufteilung auf die einzelnen Sortimente liegt im üblichen Bereich.
Von den insgesamt eingeschlagenen 4.677 fm kommen 2.472 fm aus den Durchforstungen.
Den restlichen Einschlag verdanken wir mit 1.694 fm dem Borkenkäfer und mit 511 fm den
Sturmtiefs.
Damit haben wir im Forstwirtschaftsjahr einen Anteil von Schadholz in Höhe von 47% des
Gesamteinschlages.
Die Nachfrage der Schneeberger Bürger nach Polterholz lag etwas höher als im Durchschnitt
der vergangenen Jahre. Rund 360 fm des angefallenen Buchen-Industrieholzes wurde als
Polterholz an Schneeberger Bürger verkauft.
2. Forstkulturen
Die für den Herbst vorgesehenen Pflanzungen konnten wegen der Trockenheit nicht durchgeführt werden und werden nun im Februar und März nachgeholt.
Es werden 1.200 Traubeneichen, und je 100 Tannen, Kirschen, Linden und Esskastanien gepflanzt. Damit werden vor allem die entstandenen Windwurf- und Käferlöcher ausgepflanzt, aber auch Nachbesserungen in bestehenden Kulturen vorgenommen.
Dafür entstehen Kosten in Höhe von ca. 4.250,- €. Dazu kommen noch die Kosten von ca. 5.000,- € für Verbissschutzhüllen.Leider ist es uns nicht möglich, unsere Pflanzen ohne diesen kostenintensiven Schutz aufwachsen zu lassen.Bei den vielen Käfer- und Sturmflächen im ganzen Revier werden wir hier in den nächsten Jahren verstärkt investieren müssen.
Für das Freischneiden der Kulturen - hauptsächlich der Ausgleichsfläche im Alten Wald -
wurden 1.360,- Euro ausgegeben.
3. Wegeunterhaltung
Im letzten Jahr wurde der Oberhaag Weg ausgebaut. Dieser war bisher ein Sackweg, der in einem Rückeweg endete. Er wurde nun ausgebaut und hat nun eine schwerlastfähige Anbindung an den Zweiteberg Weg und den Schlägleinsweg der Stadt Amorbach. Damit werden die Bewirtschaftung, die Holzabfuhr, sowie die Erreichbarkeit für Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr und Rettungsdienste wesentlich verbessert. Die Kosten dafür betrugen rund 6.900,- Euro.
In den Abteilungen Stutz und Heiligenklinge wurden Rückewege mit einer Gesamtlänge von
1.400 Meter angelegt oder verbreitert. Dafür entstanden Kosten in Höhe von 4.950,- €.
Verschiedene Waldwege wurden gemulcht und es wurden 12 neue Sperrschilder an Forstwegen aufgestellt. Hierfür wurden 2.970,- € ausgegeben.
4. Forsthaushalt
Der Forstbetrieb kann für das Jahr 2019 einen Gewinn von ca. 37.000,- Euro vorweisen.
In den letzten 10 Jahren hat der Forstbetrieb insgesamt rund 900.000,- Euro in die Gemeinde-
kasse eingebracht. Leider wird dieser Durchschnitt von 90.000,- € im Jahr in den nächsten
Jahren wohl deutlich heruntergedrückt.
Die Holzpreise sind aufgrund des Überangebotes durch Sturm und Käfer sehr stark gefallen.
Verschiedene Sortimente lassen sich nur mit Verlust verkaufen, bzw. lassen sich momentan
gar nicht mehr verkaufen.
Bei unserer bisherigen Brotbaumart, der Kiefer, liegt der Gewinn bei normalen Durchforstungen
momentan bei ca. 10,- €/fm. Vor 1 1/2 Jahren waren wir hier noch bei 40 - 45,- €/fm.
Für das Fichten-Käferholz bekommen wir momentan gerade mal 23,- €/fm, wenn wir davon
noch die zeitaufwendige Aufarbeitung abziehen, legen wir bei jedem Festmeter mindestens
6,- € drauf.
Herr Forstrat Benedikt Speicher übernimmt als Nachfolger von Herrn Adamek, zumindest bis zur endgültigen Entscheidung über die Bayerische Forstreform, die Betriebsleitung des Schneeberger Forstbetriebes.
Diskussionsverlauf:
1.Bgm. Kuhn bedankt sich bei Forsttechniker Oswin Loster für seinen Einsatz im Schneeberger Gemeindewald und freut sich über das gute Ergebnis. Des Weiteren führt 1. Bgm. Kuhn ergänzend aus, dass man sich auf schwierige Zeiten im Forsthaushalt einstellen muss.
Forsttechniker Oswin Loster erläutert im Anschluss, anhand von Bildern,
die aktuelle Situation im Gemeindewald. Insbesondere geht er hierbei auf den
Windwurf (Sturmschäden) die im Gemeindewald vorhanden sind ein. Des Weitern
erläutert er, dass die neu gesetzten Bäume heutzutage ohne Verbissschutz
(Einzelschutz), aufgrund der hohen Verbissbelastung im Gemeindewald, nicht mehr
überleben würden.
Herr Forstrat Speicher führt hierzu ergänzend aus, dass die
Verbissbelastung im Gegensatz zu anderen Gemeinden enorm hoch ist. Er weist in
diesem Zusammenhang daraufhin, dass das Jagdrecht bei der Gemeinde liegt und
diese eventuell die nächsten Jahre in diesem Bereich handeln sollte.
GR Wöber bestätigt die Aussage von Forstrat Speicher und regt hierzu an,
dass es seiner Meinung nach in Schneeberg ein paar Jagdgebiete gibt, die
aktuell nicht ausreichend genug bejagt werden.
Als positiv empfindet er den Einstieg in die Wiederaufforstung. Er regt
diesbezüglich an, dass man hierbei unbedingt darauf achten sollte, als Kommune voranzugehen.
Des Weitern stellt er fest, dass aufgrund der extremen Wetterlagen, insbesondere
bei Buchen und Eichen, in letzter Zeit Schäden vom Stamm bis zur Krone deutlich
sichtbar sind. Diesbezüglich erkundigt er sich welche Chancen die Gemeinde hat
um die Pflanzen schadlos aufzuziehen und ob es hierfür geeignete Mittel gibt.
Herr Forstrat Speicher erklärt hierzu, dass insbesondere durch den
Zaunbau die Pflanzen geschützt werden können. Jedoch ist dies oftmals in
Schneeberg, aufgrund der sehr steilen Hänge, nicht möglich.
Anschließend erkundigt sich GR Wöber, ob und wie die durch Schäden (z.B.
Sturm oder Schnee) einzeln umgefallene Bäume, aus dem Wald entfernet werden.
Forsttechniker Loster erläutert hierzu, dass dies sich als sehr schwierig
erweist und einige Bäume eventuell liegen gelassen werden müssen. Jedoch müssen
die Fichten aufgrund des Käferbefalls rausgeholt werden. Dies stellt einen
enormen Aufwand da und ist momentanen aufgrund der hohen Feuchte nicht möglich.
GR Speth führt aus, dass der Verbissschutz immer wichtiger und somit
immer mehr kommen wird und dass die Beweggründe für die jagdlichen Probleme
nicht so schnell gelöst werden können. Er frägt nach, ob es die Möglichkeit
gibt über die Forstämter Sammelbestellungen zu tätigen. Somit könnte der Preis
für den Verbissschutz ggf. reduziert werden.
Herr Forstrat Speicher erklärt, dass es der Forstverwaltung nicht möglich
ist solche Einkäufe zu tätigen. Auch sei eine Förderung aus jagdpolitischen
Grund ausgeschlossen. Eventuell könnte man jedoch Rücksprache mit den
umliegenden Gemeinden halten und sich ggf. mit diesen zusammenschließen.
GR Speth erkundigt sich inwieweit die Forschungen, bezüglich zukunftsträchtiger Baumarten, in Veitshöchheim vorangeschritten sind und ob es hierzu bereits erste Ergebnisse gibt.
Herr Forstrat Speicher führt aus, dass er hierzu bereits erste Praxisanbauversuche gibt. Jedoch ist es noch fraglich wie die Bäume in ein paar Jahren auf unser Klima reagieren werden. Aktuell sind diese Bäume für einen flächenmäßigen Anbau, auch aufgrund des oben beschrieben Sachverhaltes, nicht geeignet.
GR Speth erkundigt sich ob Privatpersonen, die entsprechende Kenntnisse über Holzarbeiten haben, die Bäume selbst aus dem Wald holen und verarbeiten können.
GR Haas führt hierzu ergänzend aus, dass es sich hierbei um die Bäume handelt, die bereits schon auf dem Boden liegen. Des Weitern regt er an, ob es in der aktuellen Lage nicht sinnvoller wäre nicht mehr Polterholz sondern Buchepolter anzubieten.
Herr Forsttechniker Loster erklärt, dass das Polterholz aus Durchforstungen, die auch in Zukunft notwendig sind, kommt. Herr Forstrat Speicher führt ergänzend aus, dass man jedoch darüber nachdenken könnte es in diesem Jahr mit anzubieten.
Auf Nachfrage von GR Loster, ob es in den letzten zwei Jahren auch Dürreschäden gegeben hat, antwortet Herr Forsttechniker Loster, dass vor zwei Jahren ein Ausfall von ca. 30 Prozent vorhanden war. Aufgrund der Verbissschutzhüllen und dem damit verbundenen verbesserten Wachstum der Bäume konnte in diesem Bereich eine Verbesserung erzielt werden.